Im Jahr 2013 konnten wir das Jubiläum "100 Jahre Rotes Kreuz in Körle und Guxhagen" feiern. Lesen Sie hier im Auszug aus dem Festvortrag , wie wir wurden, was wir sind:
Unsere Geschichte
"Aus den ersten drei Jahrzehnten des Bestehens des DRK in Körle und Guxhagen liegen uns nur lückenhaft Kenntnisse vor. Im Wesentlichen ist dies ein Mitgliederverzeichnis aus den 30er Jahren, in dem die Daten der Mitglieder mit Stand 1937/38 eingetragen sind. Diesem Buch sind auch Eintritts- und Austrittsdaten zu entnehmen. Danach datieren erste Eintritte von 6 Körler und 4 Guxhagener Männern auf das Jahr 1913. Es ist jedoch davon auszugehen, dass weitere Mitglieder, die vor Beginn dieser Aufzeichnungen bereits wieder ausgetreten oder verstorben waren, erst gar nicht verzeichnet sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass es deutlich mehr Gründungsväter des DRK in Körle und Guxhagen gegeben haben könnte als uns bekannt sind, ist also durchaus groß.
Der Schwerpunkt der alltäglichen Rotkreuz-Arbeit lag dabei nicht wie heute auf dem Sanitätsschutz bei Sport- und sonstigen Großveranstaltungen. In erster Linie ging es um die Versorgung der Bevölkerung bei Unfällen und Krankheiten im täglichen Leben als Ersatz oder Notbehelf für die in Körle seinerzeit nicht vorhandene ärztliche Versorgung. Mit welcher Art von Ausbildung und welchen Sanitätsmaterialien unsere Ahnen diese Aufgaben wahrnahmen, wissen wir nicht. Dass sie sie unter den damaligen Umständen und Voraussetzungen mit mindestens dem gleichen Einsatzwillen und Enthusiasmus erfüllten wie wir heute, dessen sind wir sicher.
Für die Zeit und Umstände der Arbeit unter nationalsozialistischer Herrschaft finden wir nur einen Anhaltspunkt: mit Datum vom 16. September 1933 treten 16 frühere Mitglieder des Arbeiter-Samariter-Bundes in die DRK Sanitätskolonne Körle über. Da dies allesamt Körler Männer waren, kann man davon ausgehen, dass bis zu diesem Zeitpunkt parallel zwei Hilfsorganisationen in Körle bestanden. Dies erscheint nicht allzu ungewöhnlich, gab es doch bis zu dieser Zeit, so auch in Körle, zeitgleich „bürgerliche“ und "Arbeiter"-Vereine. Die nationalsozialistischen Machthaber zerschlugen jedoch bereits im Frühjahr 1933 in ganz Deutschland die Organisationen der Arbeiter. Beachtenswert ist, dass von den 16 Körler ASB-Sanitätern in der Folgezeit nur vier wieder austraten. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass es diesen Männern um die Sache, um die Hilfe für den Nächsten und nicht um die Politik ging. Im Mitgliedsbuch verzeichnete Statistiken weisen für das Jahr 1938 34 Helfer für Körle und 13 Helfer für Guxhagen aus. Die Kenntnisse über Aktivitäten des DRK in Körle und Guxhagen verlieren sich dann in den Kriegsjahren.
Erste Lebenszeichen des Roten Kreuzes in Körle sind bereits in 1946 wieder festzustellen, jetzt von einer Seite, die bisher rotkreuzmäßig noch gar nicht in Erscheinung getreten war: den Frauen. Unsere leider in 2012 verstorbene Ehrenbereitschaftsführerin Hildegard Aßmann ergriff die Initiative und organisierte einen Erste-Hilfe-Lehrgang, der von Frau Charlotte Rudloff aus Melsungen mit Unterstützung durch Herrn Medizinaldirektor Dr. Joseph Langer abgehalten wurde. Mit dieser Ausbildung als Grundstein fanden sich 10 junge Frauen bereit, aktiv in einer weiblichen DRK-Bereitschaft mitzuarbeiten. Bereitschaftsführerin wurde Hildegard Aßmann. Gleichzeitig fühlten sich die Männer der Sanitätskolonne inspiriert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen, so dass auch eine männliche Bereitschaft entstand. Erster Bereitschaftsführer war damals Martin Gemmerich, der bereits in den dreißiger Jahren als Gruppenführer aktiv war.
Waren die Rotkreuzler aus Körle und Guxhagen zunächst in Sanitätskolonnen organisiert und bildeten nach dem Krieg eine weibliche und eine männliche Sanitätsbereitschaft, so wurde in 1972 auf Anregung des Kameraden August Geyer und des seinerzeitigen Bereitschaftsarztes Dr. med. Lothar Jupe ein Ortsverein unter dem Namen „DRK Ortsverein Körle“ gegründet. Der erste Vorstand bestand aus Dr. Jupe als Vorsitzendem, Karl Wenzel als stellvertretendem Vorsitzenden, August Geyer als Schatzmeister (dem nach seinem frühen Tod noch in 1972 Marianne Wölling folgte) und Georg Aßmann als Schriftführer. Bereitschaftsführerin war seit 1948 Hildegard Aßmann und Bereitschaftsführer seit 1971 Gerhard Stöcker. Die Bereitschaft firmierte seitdem als gemischte Bereitschaft.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Entwicklung war in 1973 die erstmalige Gründung einer Jugendrotkreuz-Gruppe. Erster Gruppenleiter war Burkhard Köhler. Aus dieser Zeit sind noch einige Jugendrotkreuzler bis heute aktiv. Die Geschichte des JRK in Körle ist in der Folgezeit durchaus wechselhaft. Perioden mit erfolgreicher Jugendarbeit und zum Teil jahrelange Pausen wechselten sich ab.
Im Verlauf der 1970er Jahre war jedoch ein grundsätzlich starker Zustrom an aktiven Helferinnen und Helfern zu verzeichnen. Unter diesen befand sich auch eine große Anzahl aus Guxhagen, die eine eigene Gruppe bildeten. Dies führte schließlich in 1978 zur Änderung des Namens in „DRK Ortsverein Körle/Guxhagen“.
Nicht nur personell, auch materiell brachten die Siebziger einen Aufschwung für die Bereitschaft. Der Verein tätigte erstmals größere Anschaffungen;
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Anschaffung eines Sanitätszeltes
- Zuweisung eines Behelfs-Krankentransportwagens des Schnelleinsatzzuges des Landes Hessen
- Anschaffung eines Einsatzanhängers und
- Indienststellung des ersten eigenen Einsatzfahrzeugs
Was bleibt aus dem darauf folgenden Jahrzehnt in Erinnerung? Vielen Anwesenden heute Abend, auch wenn sie keine Rotkreuzler sind, sind sicher das Fest zum 75-jährigen Bestehen in 1988 und die „Generalprobe“ hierfür fünf Jahre zuvor noch in Erinnerung. Beide mehrtägigen Veranstaltungen legten hinsichtlich ihrer Größe und des Aufwands die Latte auf eine heute nicht mehr erreichbare Höhe. Der Festkommers in 1983 bildete auch den Rahmen für die Begründung der Partnerschaft mit den Kameradinnen und Kameraden aus Berlin Tiergarten, die somit heute seit 30 Jahren besteht.
Wir wollen jedoch auch nicht vergessen, dass die Feiern zum 75-jährigen Bestehen vom Bergwerksunglück in Stolzenbach nur wenige Tage zuvor überschattet wurden.
Für unsere künftige Arbeit bedeutsamer als die Jubiläumsfeiern war jedoch die Übernahme unserer Unterkunft in der Scheune am Rathausplatz im Jahr 1986. Nach Jahrzehnten der provisorischen Unterbringung des immer größer werdenden Umfangs unseres Einsatzmaterials standen uns jetzt Räumlichkeiten mit seinerzeit ausreichendem Platzangebot zur Verfügung.
Mit dem Fall der innerdeutschen Grenze begannen freundschaftliche Beziehungen zur DRK Bergwachtbereitschaft in der Körler Partnergemeinde Floh in Thüringen. In den ersten Jahren unterstützten wir die Kameraden im Sanitätsdienst beim Rennsteiglauf. Auch Änderungen in der Ausrichtung unserer Tätigkeit ergaben sich zum Ende des vergangenen Jahrtausends. Waren wir bis dahin ausschließlich Sanitätsbereitschaft mit Besetzung einer Sanitätsgruppe des Schnelleinsatzzuges des Landes Hessen und stellten darüber hinaus einen Verpflegungstrupp sowie Personal im Sanitätszug des erweiterten Katastrophenschutzes, brachte die Umwandlung des Schnelleinsatzzuges zu einem Betreuungszug mit Integration der Feldküche die verstärkte Hinwendung zum Betreuungsdienst. Seitdem stehen wir gewissermaßen auf zwei Beinen. Diese Erweiterung unserer Tätigkeiten machte es auch erforderlich, dass wir seit 1999 zwei eigene Fahrzeuge vorhalten: ein Sanitätsgruppenfahrzeug mit umfassender Sanitätsausstattung und ein Fahrzeug für den Betreuungsdienst mit Transportkapazität für Personal und Material."